Sandra Petschull

Alles im Blick

Sandra Petschull bringt in der Gepäckförderanlage nichts aus der Ruhe
01.10.2017

Als „Technischer Operator“ hält sie in einer Männerdomäne die Fahne für die Frauen hoch: Sandra Petschull. DUSmomente besuchte die 27-jährige Düsseldorferin an ihrem Arbeitsplatz, der Gepäckförderanlage des Düsseldorfer Airport. „Damian, bitte kontrolliere das Kippelement 7 in Flugsteig B unten. Ein Koffer ist stecken geblieben“, gibt Sandra Petschull per Funk durch. „Mach ich“, antwortet ihr Kollege und macht sich sofort auf den Weg. Wenn man die 27-jährige Düsseldorferin an ihrem Arbeitsplatz besucht, merkt man sofort: Sandra Petschull hat alles im Griff. Auch ihre männlichen Kollegen.

Sandra Petschull

Allein unter Männern

Als sie 2011 ihre Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik am Düsseldorfer Flughafen begann, war ihr klar, dass sie in der Werkstatt nur auf wenige Kolleginnen treffen wird. „Aber dass ich die einzige Frau sein würde, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie. Ausmachen tut ihr das nichts, auch wenn ein Gespräch unter Frauen ab und zu schön wäre. „In jedem Fall möchte ich den Frauen Mut machen, sich für eine gewerbliche Ausbildung zu bewerben. Mir macht die Arbeit jedenfalls unheimlich viel Spaß.“

Aber was genau ist Petschulls Job? Offiziell nennt sich ihre Berufsbezeichnung „Technischer Operator“. Das klingt nach einer wichtigen Position im Flughafenbetrieb. Und das ist sie auch. Seit April 2017 ist sie in dieser Funktion für einen reibungslosen Ablauf in der etwa sieben Kilometer langen Gepäckförderanlage, aber auch für die rund 1500 Automatiktüren und circa 20 Schrankenanlagen auf dem Flughafengelände verantwortlich. Da kommt schon einiges zusammen, dass sie stets im Blick halten muss.

Zuvor war Petschull drei Jahre direkt im Störungsdienst im Einsatz und immer sofort zur Stelle wenn es im System hakte. Das hilft ihr jetzt ungemein. „Die Erfahrung in der Gepäcksortierhalle ist eine wichtige Grundlage. Dadurch lernt man die Anlage wie seine eigene Westentasche kennen und kann die Fehlerquellen schneller lokalisieren.“

Über 200 Kamerapositionen im Blick

Betritt man Sandra Petschulls Arbeitsplatz, ist die ganze Technik mit den vielen Bildschirmen beeindruckend. Auf den rund 20 Monitoren kann sie über 200 Kamerapositionen aufrufen. So hat sie jederzeit Zugriff auf die Technik. „Einen Tag, an dem alles glatt läuft, gibt es eigentlich nicht. Meist sind es jedoch Störungen, die sich sofort beheben lassen. So kommt es gar nicht erst zu Auswirkungen im Betriebsablauf. Mit meinem Team kann ich immer ganz schnell reagieren. Und ich kann sogar bestimmte Probleme von hier aus quittieren.“ Quittieren? Das nennt man in der Fachsprache das Beheben einer Störung. Dann sendet Petschull direkt über das Programm ein Signal. Sie kann also vom Computer aus eingreifen und so zum Beispiel ein Teilstück des Förderbandes wieder neu starten. Dann müssen ihre Kollegen vor Ort gar nicht mehr aktiv werden.

Petschull arbeitet im Schichtdienst. Das heißt, entweder beginnt ihre Schicht um sechs Uhr in der früh, mittags um 13 Uhr oder abends um 21 Uhr. Das erfordert natürlich eine große Flexibilität. „Aber da der Einsatzplan schon im Voraus für das ganze Jahr festgelegt wird, kann man sich gut darauf einstellen. Und auch wenn mir Nacht- und Wochenendschichten nichts ausmachen, freue ich mich natürlich auch über ein freies Wochenende mit meinem Mann.“ Ihren Mann hat sie am Flughafen kennengelernt. Da er auch als technischer Operator tätig ist, kommt es öfters vor, dass sie sich nur kurz zur Schichtübergabe sehen. „Aber das ist auch mal ganz gut, jeder braucht ja auch etwas Zeit für sich“, lacht Petschull.

Pro Schicht arbeitet sie mit vier weiteren Kollegen zusammen. Sich in der Männerwelt durchsetzen, das kann Petschull. „Ich bin mit zwei Brüdern groß geworden, da habe ich mir ein dickes Fell zugelegt“, erzählt sie. Und dass die junge Frau zielstrebig und engagiert ist, zeigte sie schon in ihrer Ausbildung. So konnte die Elektronikerin ihre Ausbildungsdauer erfolgreich verkürzen und war auch als Jugendvertreterin der Auszubildenden aktiv.
Überwachungssystem

Bis zu 45.000 Gepäckstücke am Tag

Das Telefon klingelt. Ein Koffer wird gesucht. Kein Problem für den technischen Operator. Denn anhand der Nummer auf dem Gepäcklabel kann Petschull innerhalb der Gepäckförderanlage nachverfolgen, wo sich ein Koffer oder eine Tasche gerade befindet. Bei bis zu 45.000 rausgehenden Gepäckstücken am Tag, eine beachtliche Leistung des Systems. Und tatsächlich: Da ist der Koffer. Er ist in einem Gepäckspeicher, jederzeit bereit für seinen Weitertransport.

Plötzlich: Das Alarmsystem, ein etwas beunruhigender Ton, schlägt an. Auf dem Bildschirm leuchtet es rot auf. Sandra Petschull schaut sich die Meldung an und greift routiniert zum Funkgerät. „Dirk, schau mal nach beim Toploader in Anlage 1. Hier haben sich zwei Koffer verhakt“. Nichts scheint Sandra Petschull aus der Ruhe zu bringen. Sie behält stets einen kühlen Kopf.

„Es kann natürlich auch vorkommen, dass ich bei einem größeren Problem unter Strom bin. Da klingelt das Telefon ohne Ende, alle wollen etwas von einem. Und ich muss einerseits sofort Maßnahmen einleiten, aber auch andere Stellen informieren. Denn hier läuft ja alles zusammen. Da kann es dann schon vorkommen, dass ich am Ende meiner Schicht echt platt bin.“ Das sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln, und sofort ist klar: Sandra Petschull liebt die Herausforderungen in ihrem Job.

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