Handkuss von James Bond
Lea Marie Zeller kennt die Stars aus nächster Nähe
10.10.2019
Beim ersten Mal war die Nervosität am größten. Lea Marie Zeller hatte gerade ihre Stelle beim VIP-Service des Düsseldorfer Flughafens angetreten, als sie mit Herbert Grönemeyer direkt einen ganz Großen aus der Musikbranche in ihre „Obhut“ nehmen durfte. Als Hotelfachfrau konnte sie im Maritim Hotel zwar viele Erfahrungen im Umgang mit nationalen, internationalen Gästen, aber auch bekannten Persönlichkeiten sammeln, wenn aber dann doch einer der vermeintlich unnahbaren Stars vor einem steht, für dessen Wohl man jetzt auch verantwortlich ist, sieht die Sache schon ganz anders aus.
Sorgenfreies Reisen
Berufserfahrung hin oder her. Das ist jetzt live und in Farbe. Mit der Nervosität war es aber schnell vorbei, denn der beliebte und erfolgreiche Musiker, Musikproduzenten, Sänger, Komponist, Texter und Schauspieler ist bei den VIP-Service-Kollegen kein Unbekannter. Wann immer Herbert Grönemeyer von oder nach Düsseldorf kommt, nutzt er das individuelle Angebot und ist deshalb mit allen Abläufen bestens vertraut.
Und das heißt: Kein Schlange stehen beim Check-in, keine Wartezeiten bei der Pass- und Sicherheitskontrolle, eine eigene VIP-Lounge, persönlicher Transport in der Oberklassen-Limousine direkt zum Flugzeug, eigene Betreuer, die sich um alles kümmern und stets präsent sind. Lea Marie Zeller und ihre 14 Team-Kollegen vom VIP-Service nehmen dem Gast alles ab, während er es sich vor dem Abflug oder nach der Landung diskret in privatem Ambiente gemütlich machen kann.
Einchecken, Gepäck aufgeben, wenn nötig sonstige Formalitäten erledigen, eine Auswahl an Getränken bereithalten und dann der individuelle Shuttle direkt zum Flieger. In all der Zeit, hat der VIP-Gast nicht einmal das Terminal betreten.
Demokratisierung des VIP-Service
Bekannte Gesichter schaffen es heutzutage kaum, ohne Selfiewünsche und Paparazzis im Schlepptau unbehelligt durch eine Menschenmenge zu kommen. Einerseits sind sie auf die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit angewiesen, andererseits bleibt die Privatsphäre durch den Promistatus gerne auf der Strecke. Deshalb ist für viele Stars die Diskretion und Abgeschiedenheit des VIP-Services ein Segen.
Und das Gute daran: dieser Service ist nicht nur den Schönen, Reichen oder Promis vorbehalten. Seit 2003 kann jeder derart komfortabel und privilegiert auf sein Flugzeug warten, selbst wenn er mit dem Billigflieger reist. Die „Demokratisierung“ des VIP-Services ermöglicht es jedem, gegen „Einwurf einer Münze“ seinen Urlaub oder seine Dienstreise jenseits des Terminals zu beginnen oder zu beenden.
Früher war nicht alles besser
Früher war natürlich alles anders. Auch beim VIP-Service am Airport, den es seit den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts gibt. Die Komfortbehandlung war nicht käuflich. Wer VIP-Status genoss, das bestimmte der damalige Leiter des VIP-Services. In der Regel waren es Bundes- und Landespolitiker, Gäste der Landesregierung und der eine oder andere Star aus dem jungen Medium Fernsehen. Namen wie Gina Lollobrigida und Peter Ustinov fallen in diesem Zusammenhang. Natürlich auch bekannte Sportler.
Eine recht schmucklose Ecke in einem Nebengebäude der ehemaligen Verwaltung nannte sich damals VIP-Lounge. Ein paar Zimmerpflanzen als Sichtschutzblenden, ein paar Flugzeugmodelle und zwei Sofas waren das Maß vom gehobenen Luxus. Ein eigenes Fahrzeug für den unbehelligten Shuttle gab es auch damals schon. Heute stehen neben zwei Kleinbussen auch vier BMW 740 im Fuhrpark bereit. Neupreis pro Stück: um die 125.000 Euro. Dafür kann der Fahrgast dann auf dem kurzen Weg übers Vorfeld Fernsehen schauen oder wahlweise seine Sitze kühlen oder wärmen.
Viel Zeit bleibt nicht. Von der VIP-Lounge zur am nächsten gelegenen Flugzeugposition A01 sind es gerade einmal 35 Meter. Aber selbst bei einer Fahrt zu einer entfernten Außenposition kann die Luxuslimousine ihre 400 PS, die in der Spitze 250 km/h Spitze bringen, nicht wirklich ausspielen. Auf dem Vorfeld gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Eben auch für einen VIP-Shuttle.
Von Bieber bis Bond
80 Prozent aller Gäste, sagt Lea Marie Zeller, seien übrigens Stammkunden. „Menschenkenntnis, Empathie und Stresstauglichkeit“ sind für die 28-Jährige notwendige Voraussetzungen, um im VIP-Service einen guten Job machen zu können. Ihre Freundinnen waren anfangs begierig auf Promitratsch. Das mag daran liegen, dass den Promis der Ruf vorauseilt, ein wenig abgehoben und spleenig zu sein. Dieses Klischee will Lea Marie aber nicht gelten lassen. „Unsere Gäste sind sehr nett und unkompliziert. Ich versuche, die richtige Mischung aus gebürtiger Distanz und serviceorientierter Nähe zu finden“, so die VIP-Betreuerin. Aus diesen Gründen haben ihre Freundinnen längst akzeptiert, dass kaum etwas aus ihr rauszuholen ist.
Ein wenig Neid kommt spätestens aber dann auf, wenn zumindest die Namen derer fallen, denen Lea Marie Zeller und ihre Kollegen einen unbeschwerten Flughafenaufenthalt ermöglichen: Beyoncé und Jay Z, Justin Bieber, Kevin Costner, Nicholas Cage zum Beispiel, oder gleich die gesamte Fußball-Nationalmannschaft. In besonders guter Erinnerung aber hat sie Sir Roger Moore, alias Bond, James Bond. Der mittlerweile verstorbene Ex-007-Agent verabschiedete sich von der jungen Betreuerin formvollendet und ganz gentlemanlike mit einem Handkuss, nicht ohne sich auch für die gute Betreuung zu bedanken.