Art Walk: Düsseldorfer Airport zeigt progressive Kunst im Terminal
15.05.2024
Reisende, die an Grenzen stoßen, zerfließende Wabenstrukturen, ein Künstler, der in das Innere eines Einfahrt-Verboten-Schildes reist und ein magischer Urlaubsort in ständiger Transformation: Mit dem gestern eröffneten „Art Walk“ lädt der Flughafen Düsseldorf erstmals zu einem außergewöhnlichen Kunstparcours mit Werken von Anne Berlit, Gereon Krebber, Matthias Schamp und Paul Schwer. Ihre Installationen auf temporär freien Flächen ergänzen bis zum 9. September 2024 die dauerhaften Werke von Heinz Mack, Max Kratz und Olimpia Valesco Ruiz.
Düsseldorf und die Rhein-Ruhr-Region zählen zu den weltweit wichtigsten Orten für bildende Kunst mit bedeutenden Museen, Kunstvereinen, Galerien, Offside Spaces und Kunsthochschulen. Mittendrin: der Flughafen Düsseldorf, der sich in Verbundenheit zur Region dem Anspruch stellt, beim „Art Walk“ Kunst der Region für die Region zu zeigen, also Kunst von Relevanz, die überrascht, inspiriert und zum Nachdenken anregt. Eingeladen wurden international erfolgreiche und progressive Künstler aus der Region, die die Herausforderung annahmen, aus dem musealen „White Cube“ herauszutreten und sich zwischen Shops und Gastronomie der Funktionslandschaft „Flughafen“ zu widmen.
Zur Eröffnung erklärt Lars Redeligx, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Düsseldorf GmbH: „,Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.‘ Dieses Zitat von Pablo Picasso trifft den Nagel auf den Kopf. Der Flughafen ist nicht nur ein Durchgangsort, er ist ein Ort der Emotionen und kann auch ein Ort der Inspiration sein. Eine temporäre Kunstausstellung hier zu veranstalten, bedeutet, dass Reisende eine unerwartete Pause vom Alltäglichen erleben und vielleicht sogar mit einer neuen Perspektive weiterreisen.“
Weitere Infos unter www.dus.com/artwalk
Hinweis für Redaktionen:
Bilder in hoher Auflösung zum Art Walk können Sie hier herunterladen. Alle Fotos: Flughafen Düsseldorf / Andreas Wiese
Zu den Werken und Künstlern:
Anne Berlit, Reisende
Standort: Shopping Mall
Installation, 2024
„Die Stelen der Installation verkörpern einzelne Charaktere unterschiedlicher Sozialisation, Ausbildung und Nationalität. Diese sind mit individuellen persönlichen ,Gepäckstücken‘ unterwegs. Dabei bleibt offen, ob die Reisenden sich tatsächlich bewegen, Unbekanntes erforschen, Grenzen überwinden können, Freiheit erleben oder ob die Reisen lediglich im Kopf stattfinden.“ Die Installation wurde unter Mitarbeit von Inhaftierten der JVA Essen realisiert.
Über Anne Berlit
*1959 in Brackenheim, lebt und arbeitet in Essen
1992 bis 1999 Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschülerin von David Rabinowitch
In all ihren künstlerischen Interventionen geht es Anne Berlit ums Sehen des Lebensraumes, aber auch um die Ambivalenz dieser Wahrnehmung. Oft spielen bei der künstlerischen Arbeit das aktive Erleben der Betrachtenden und deren Mitwirkung eine Rolle. Wachstum und Destruktion im kulturellen und ökologischen Wandel sind dabei zentrale Fragestellungen.
Gereon Krebber, Derelikt
Standort: Shopping Mall
Keramische Skulpturen, 2021-2024
„Die Skulpturen erinnern an beschädigte Gebäude. Ihre gleichmäßige Rasterstruktur ist zerklüftet und partiell zerstört. Die Glasur scheint wie im Fluss erstarrt, schillert mehrfarbig und entrückt die Erscheinung. Das dystopische Ensemble spielt mit faktischem Hier versus imaginärem Woanders.“
Die Werke werden ausgestellt in Kooperation mit dem Hetjens-Museum, Düsseldorf.
Über Gereon Krebber
*1973 in Oberhausen, lebt und arbeitet in Köln.
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg und Hubert Kiecol und am Royal College of Art, London
Seit 2012 Professor für Bildhauerei, Kunstakademie Düsseldorf
Manche Plastiken von Gereon Krebber sehen aus wie Lebensformen von einem fremden Stern, organisch und fremdartig. Andere wirken wie skurrile Alltagsobjekte, die direkt dem Unbewussten entsprungen sein könnten. Gereon Krebber nutzt mit großer Experimentierfreude handelsübliche Materialen wie Holz, Folien, Acryl oder Gips „gegen den Strich“. Funktionale Materialität und bildnerische Erscheinung stehen im Widerspruch – wir werden zugleich angezogen wie abgehalten.
Matthias Schamp, Ich als weißer Querbalken eines Einfahrt-Verboten-Schildes
Standort: Shopping Mall
Verkehrszeichenperformance, 2006. Video, Kunstmuseum Bochum
„Einige reisen in ferne Länder. Andere betreten den Grund der Meere oder fliegen zum Mond. Ich begebe mich in das Innere eines Einfahrt-Verboten-Schildes. Meine Mission heißt: weißer Querbalken.“
Über Matthias Schamp
*1964 in Krefeld, lebt und arbeitet in Bochum.
Bei Matthias Schamp führen mit großem Ernst akribisch vorbereitete Handlungen humorvoll zum Wesen der Dinge. Dabei tritt der Künstler und Autor in seinen Performances und Texten als Geschichtenerzähler und (Wieder-)Entdecker von hiesigen Kulturen auf. So ist er Betreiber der vielfach museal ausgestellten Pommesbude und alltagsarchäologischen Spielstätte „Der Mythos-Grill“. Eine große Bekanntheit erlangte er als Schöpfer der Serie „Schlechte Verstecke“ im Satiremagazin Titanic. Mit dem WDR produzierte er unter anderem das Hörspiel „Die Invasion der Inversen“.
Paul Schwer, 229 POB (persons on board)
Standort: Shopping Mall
Installation, 2024
Das Fliegen als Suche nach einem Sehnsuchtsort: Die Installation zeigt eine Situation des Übergangs, eine Baustelle, in welcher sich in der Vorstellung Elemente des Trockenbaus, farbiges Licht, amorph zerknautschte Objekte und gerasterte Bilder von Strandszenen zu einem energetischen Kraftfeld vereinen. Grünes Licht ergießt sich in den Raum, der Blick reicht bis auf das Vorfeld. Die Maschine steht bereit.
Über Paul Schwer
*1951 in Hornberg, lebt und arbeitet in Ratingen und Düsseldorf
Bis 1993 Arbeit als Kinder- und Jugendpsychiater
1981 bis 1988 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
Gastprofessuren u.a. an der Kunstakademie Münster
Paul Schwer widmet sich den Themen Farbe, Licht und Transparenz als Ausdruck der Wandlungsfähigkeit. Dabei recycelt er sowohl unter Hitze verformbaren PET-Kunststoff aus der Flaschenproduktion als auch seine ganze Kunst. Alle Elemente der Konstruktionen sind offen sichtbar, bereit wieder auseinander gebaut und neu zusammengefügt zu werden. Seine Werke erheben nicht den Anspruch auf Unvergänglichkeit, sondern sie sind Teil eines regenerativen Kreislaufes.
Dauerhafte Werke
Heinz Mack, Helios
Standort: Abflugebene, Ebene 3 (neben Starbucks)
Leicht, frei, heiter, voll Spannung, voll Weite: Heinz Mack (*1931), Mitbegründer der international einflussreichen ZERO-Gruppe, treibt mit „Helios“ das große Spiel mit Licht und Lichteffekten, die über rotierende Metallstreifen den umgebenen Raum fluten. Auf zur Sonne! Die kinetische Lichtskulptur von 1969 wurde in leicht abgeänderter Form 2004 nach dem Flughafenbrand wieder aufgebaut.
Max Kratz, Pylon
Standort: Außenbereich, nicht zugängliche Verkehrsinsel
1994 zog der Pylon von Max Kratz (1921-2000) von der alten Messe zum Düsseldorfer Flughafen – und gilt seitdem als sein Wahrzeichen. Das 1962 geschaffene Werk aus V2A-Stahl steht für Optimismus, Aufbruch und Moderne: ein glänzendes 36 Meter hohes und 30 Tonnen schweres „Victory“-Zeichen für den von Technik und Kunst gemeinsam errungenen Fortschritt.
Olimpia Velasco Ruiz, Floating in the Air
Standort: Abflugebene, Terminalwand zwischen Flugsteig A und B
Seit 2015 bringt das Wandgemälde an der Terminalwand die Träume zum Fliegen. Die spanische Künstlerin verknüpft Landschaften mit Emotionen und erschafft daraus imaginäre Welten. Die Linien des Werks beruhen auf der Düsseldorfer Stadtkarte und sind als Metapher für die Reise durchs Leben zu verstehen. Diese führt auch zum Flughafen als Transitraum, dargestellt als schwerelose und dynamische Wolke, die für Freiheit und Aufbruch steht.