Pünktlich nach Palma
Ist doch selbstverständlich, oder etwa nicht?
04.12.2019
Dass der Eurowings-Flug 9586 pünktlich von Düsseldorf nach Palma abheben kann, ist der Normalfall. So steht es im Flugplan, alle haben sich darauf vorbereitet, die Passagiere freuen sich auf die bevorstehenden Ferien und sind gutgelaunt rechtzeitig am Flughafen angekommen. Es sind noch zwei Stunden bis zur geplanten Abflugzeit um 16:15 Uhr, der Check-in hat begonnen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Flieger aber noch gar nicht in Düsseldorf gelandet, sondern irgendwo am Himmel über Europa unterwegs. Ob er wie erwartet pünktlich ankommen wird, hängt von vielen Faktoren ab. Ein verzögerter Start am Abflughafen, schlechtes Wetter mit Gewittern auf der Strecke oder ein voller Luftraum, all diese Dinge können wertvolle Minuten rauben.
Professionelle Planung
Durchschnittlich sind 39.000 Flugzeuge über Europa in der Luft. Täglich. Der Luftraum ist dichter als je zuvor, die Kapazität beschränkt. Slotprobleme auf den Flugstrecken sind damit an der Tagesordnung. Ein Grund dafür ist die nationale Organisation der Flugsicherung in Europa. Die Idee einer einheitlichen Regelung ist fast 30 Jahre alt, aber immer noch nicht Wirklichkeit geworden. Dabei könnten so viele Verspätungen vermieden werden, weil Sperrzonen im Luftraum entfallen und die Flieger dadurch einen viel direkteren Weg nehmen könnten. Das Wetter ist auch trotz Hightech in den Cockpits der Flugzeuge und der guten Ausrüstung der Airports immer noch ein limitierender Faktor. Sicherheit steht im Luftverkehr an erster Stelle. Kein Pilot wird freiwillig durch ein Gewitter fliegen.
Jörn Messner versucht bei seiner Arbeit auch das Unplanbare vorherzusehen. Durch Erfahrungswerte aus den Vorjahren. Die Pufferzeiten im Flugplan sind solch ein Erfahrungswert. Im Falle von extremen Verspätungen oder Ausfällen von Fliegern stehen bei Eurowings zehn Reserveflugzeuge auf verschiedenen Flughäfen bereit. „Dies ist ein enormes Investment“, wie Messner betont. Zu jedem Flieger gehören natürlich auch Crews, die in Bereitschaft stehen. „Und mit einem Flugzeug, das am Boden steht, wird kein Geld verdient“, so der Betriebswirt Messner.
Koordination am Boden
Interdisziplinäre Vernetzung
Bereits im Oktober 2018 wurden bei einem Gipfeltreffen der Luftverkehrsbranche und von Vertretern der Politik 24 Maßnahmen verabschiedet, die den Luftverkehr pünktlicher machen. Aus einer Initiative der Lufthansa-Gruppe entstanden Vorschläge, die der Deutschen Flugsicherung unterbreitet wurden, um den Luftraum deutlich zu entlasten. Beispielsweise durch die Zuweisung unterschiedlicher Flughöhen, was den Verkehr in der Luft besser staffelt. „Das hat sich auf viele Verbindungen von und nach Düsseldorf positiv ausgewirkt“, so Hasenbein. Natürlich können moderne Jets auch beschleunigen und schneller fliegen, um entstandene Verspätungen aufzuholen. Das passiert auch. „Es ist aber in jedem Einzelfall genau abzuwägen. Mehr Geschwindigkeit kostet durch erhöhten Spritverbrauch auch viel mehr Geld und belastet die Umwelt stärker“, erklärt Hasenbein. Schon in der Ausbildung zum Berufspiloten hat Wirtschaftlichkeit eine hohe Priorität.
Maßnahmen am Airport
Es muss gar nicht immer Vollgas in der Luft sein. Auch am Boden kann eine Menge getan werden, um Verspätungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Flughafen Düsseldorf hat nicht nur mehr Personal bereitgestellt, sondern auch insgesamt mehr als vier Millionen Euro in zusätzliche Ressourcen und Verbesserungen bei der Infrastruktur investiert. Dazu zählen die Erweiterung der Warteflächen vor den Bordkontrollstellen an Flugsteig A sowie die Messung des Passagierstroms und die damit einhergehende Verbesserung der Passagiersteuerung im Terminal. Die Angabe von Wartezeiten in Minuten sorgt für eine bessere Verteilung der Fluggäste vor den drei Sicherheitskontrollen. Diese Maßnahmen haben durchaus Wirkung gezeigt. Die Verspätungen im Sommer 2019 gingen gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Und das bei mehr Flügen und mehr Passagieren. Um 14 Prozent ist die Anzahl der Flugbewegungen gestiegen. Der Airport wird das Jahr 2019 voraussichtlich mit einem neuen Passagierrekord von mehr als 25 Millionen Fluggästen abschließen.
Von all dem ahnen die Gäste des Fluges EW 9586 nichts. Ein gut vorbereitetes und funktionierendes Team hat dafür gesorgt, dass das komplette Gepäck an Bord ist, kein Passagier zu lange an der Sicherheitskontrolle warten musste, der Flieger aufgetankt ist und alle pünktlich zum Einsteigen am Gate waren. Selbstverständlich.